Die Digitalisierung verändert unseren Lebensalltag immer mehr. Tag für Tag werden Dinge entwickelt die uns Arbeit abnehmen oder erleichtern. Dieses kann natürlich auch Arbeitsplätze kosten oder eben auch Marktmodelle obsolet machen. Ich möchte aber keinesfalls den technologischen Fortschritt schlecht machen, ganz im Gegenteil. Wir müssen nur lernen anders damit um zu gehen. Aber das ist ein Thema dem ich vielleicht mal einen eigenen Eintrag spendiere.
Trotzdem bedurfte es dieser kleinen Einleitung, denn über eben diese genannten wegbrechenden Märkte möchte ich hier schreiben. Da hätten wir zum Beispiel die Musikindustrie. Im Zeitalter von Filesharing, Freehostern und Co. hat die klassische CD aus dem Laden einen immer schwereren Stand. Doch wie reagiert(e) die Musikbranche darauf? Mit Abmahnungswellen und Lobbyarbeit um es irgendwie zu schaffen ihr nicht mehr zeitgemäßes Geschäftsmodell durch Gesetze und juristische Tricks sichern.
Eine ganz ähnliche Entwicklung findet derzeitig auch bei den Verlegern statt. Die Klagen über zurück gehende Auflagen und die ach so böse „Freibiermentalität“ des Internets werden lauter. Ja sogar der gemeine Ami (in Form von Google) erdreistet sich an den Verlagserzeugnissen zu verdienen. (und ihnen ganz nebenbei wahrscheinlich so einen Großteil ihrer Klicks zu verschaffen) Was ist also ihre Strategie um mit der sich wandelnden Welt umzugehen? Genau! Sie überlegen nicht wie sie ein tragfähiges modernes Internet-Vermarktungsmodell umsetzen könnten, sondern sie machen Lobbyarbeit um ihr altbackenes Geschäftsmodell durch ein ominöses Leistungsschutzrecht zu schützen. Vielleicht sollten sie sich dazu auch einmal mit dem Denkmalschutzamt zusammen setzen, das wäre in meinen Augen wohl der beste Ansprechpartner.
Nun also zum Thema meiner Überschrift,- Die Post und ihr E-Postbrief. Ein eindeutig zuzuordnender „E-Briefkasten“ welchen man sich, durch Vorlage seines Personalausweises, anmelden kann. Aus diesem heraus kann man dann sichere Mails versenden und empfangen, deren Absender eindeutig zuzuordnen ist. Dadurch gewinnen diese Mails auch bis zu einem bestimmten Maße Rechtsgültigkeit und können somit zum Beispiel genutzt werden um rechtlich bindende Verträge ab zu schließen. (Einige Ausnahmen ausgenommen, welche zwingend die Papierform erfordern.) Darüber hinaus kann man aus diesem E-Briefkasten heraus sogar Briefe an Leute senden, welche keinen E-Briefkasten haben. Diese werden dann von der Post ausgedruckt und vom Briefträger zugestellt.
Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter in die technischen Details gehen, da ich schlicht noch nicht weiß wie sicher das ganze ist, in wie weit das Postgeheimnis bei dem Ausdrucken gewahrt wird etc.. Über diese technischen Details sehe ich erst einmal hinweg.
Warum ich den E-Postbrief mag ist viel mehr das Prinzip dahinter. Die Post gehört definitiv zu den Unternehmen die an der Digitalisierung leiden. Bedenke man einfach nur welches Briefvolumen allein dadurch verloren gegangen ist, dass beispielweise die meisten TelKos mittlerweile Online-Rechnungen anbieten und sogar deren Gebrauch mit kleinen Boni vergüten, nur um sich Aufwand und Porto einer Rechnung auf totem Holz zu ersparen.
Doch die Post hat eben nicht den Beißreflex gezeigt wie die Musikbranche oder die Verleger. Sie haben nicht all ihre Lobbymacht in die Waagschale gelegt um lustige Gesetze zu fordern die für Rechnungen beispielsweise den Papierweg vorschreiben. Nein, sie versuchen sich selbst durch Fortschritt an zu passen, einen neues Marktmodell zu erschließen, mit der Zeit zu gehen. Über Sinn und Unsinn, Preisgestaltung, technische Details zu Sicherheit und Datenschutz kann man sicherlich gut und gerne streiten. Aber die Idee an sich, findet durchaus meine Unterstützung, auch wenn ich sie kaum bis gar nicht nutzen werde.
Das war’s erstmal wieder. Das nächste Post dann in nen paar Monaten. 😉
Update: Nach meiner Lobhudelei hier die kritischere Auseinandersetzung mit dem E-Postbrief von netzpolitik.org.